Besichtigung der Synagoge und des Jüdischen Museums in Ermreuth
11. November 2015
Eine besondere Veranstaltung des Männertreffs führte uns am 11. November 2015 nach Ermreuth, zusammen mit Ehepartnern, Freunden und Bekannten.
Es waren an die 40 Teilnehmer, die vor dem altehrwürdigen Gotteshaus von Frau Dr. Rajaa Nadler, der Museumsleiterin und Vorsitzenden des Zweckverbandes Synagoge Ermreuth begrüßt wurden.
Frau Nadler führte uns ein in die Geschichte der Synagoge und berichtete auch über das Schicksal der jüdischen Gemeinde Ermreuth, die bis zum „Dritten Reich“ eine der größten jüdischen Gemeinden in Oberfranken war. Das Gebäude selbst wurde nicht zerstört, doch der Innenraum völlig verwüstet und ausgeplündert.
1989 gründete der Landkreis Forchheim und der Markt Neunkirchen am Brand einen Zweckverband für die Erhaltung und Renovierung dieses einmaligen und einzigartigen Gebäudes im ländlichen Raum von Oberfranken.
Nach erfolgreicher Sanierung und nach einer würdigen Neugestaltung des Innenraums wurde das ehemalige Gotteshaus am 19. Juni 1994 wieder geweiht. Es dient jetzt als Haus des Gebets, der Begegnung, der Kultur und ist auch als Museum für jüdische Kultur und Geschichte der Region geöffnet.
Mit großem Sachwissen und mit Empathie führte uns Frau Nadler auch ein in Grundzüge jüdischen Glaubens – aufgezeigt und erläutert an Hand vieler theologisch bedeutsamer baulicher Details im Innenraum des Gotteshauses.
Da hätte man noch lange zuhören können.
19. Septembner 2015, alljährlicher Frühschoppen
An diesem Tag feierten wir unseren 5. Geburtstag mit Weißwurst, Brez´n, Bier und guter Laune. Musikalisch wurde die Veranstaltung untermalt von Adolf Prechtl und seinem Kollegen Reinhard Satt.
Unser alljährlicher Frühschoppen wird gerne angenommen, weil es der richtige Rahmen ist, auch ´mal rein private Gespräche zu führen.
8. Juli 2015, Besichtigung der Schreinerei Wölfel in Lauf-Neunhof
Es ist ein mittelständisches Unternehmen mit 41 Mitarbeitern. Gegründet wurde die Firma bereits 1858 und ist nun in der sechsten Generation im Besitz der Familie Wölfel. Früher war die Schreinerei noch in der Ortsmitte und ist seit 1986 am jetzigen Standort am Rande Neunhofs angesiedelt. Dort bietet das Unternehmen auf 500 Quadratmetern barrierefreier Ausstellungsfläche mit vielen Ideen für die individuellen Ausstattungswünsche der Kunden. Der persönliche Kontakt zu den Kunden und deren Wünsche stehen im Unternehmen an erster Stelle. Daneben zählen auch Zuverlässigkeit, Fachkompetenz und Fairness zu den wichtigsten
Eigenschaften, die man dem Kunden entgegenbringen möchten. Modernste Technik und projektbezogene Organisation helfen die manchmal ausgefallensten Ideen zielstrebig zu erledigen die gestellten Herausforderungen zu bewältigen.
Martin Wölfel, einer der Geschäftsführer und Sohn des Inhabers haben uns, dem Männertreff, sehr viel und ausführlich über die Schreinerei erzählt und auch gezeigt. Wir mußten zur Kenntnis nehmen, das dieses Unternehmen nichts mehr mit einer Schreinerei zu tun hat, wie man es sich vorgestellt hatte. Es ist mittlerweile ein High-Tech-Unternehmen, was die modernste, computergesteuerten Techniken einsetzt um die vielfältigen und individuellen Wünsche der unterschiedlichsten Kunden zu erfüllen. Das Unternehmen ist mittlerweile bundesweit tätig und bietet die unterschiedlichsten Lösungen an, wie Aufzugsdesign und Ausstattung, Küchen von der Planung bis zur Montage, Möbel, Innenausbau, Fenster, Türen, usw. , usw. usw. Wir waren begeistert.
10. Juni 2015 um 20:00 Uhr
Fitzgerald Kusz gastierte in Eschenauer Pfarrscheune
Am Mittwoch, dem 10. Juni 2015 war die Pfarrscheune unserer Evang. Kirchengemeinde am Abend gut gefüllt, mit den regelmäßigen Besuchern unseres Männertreffs und mit vielen weiteren Gästen.
Neugierig und gespannt warteten wir darauf, was uns der weithin bekannte, aus unserem Nachbardorf stammende, Mundartpoet Fitzgerald Kusz an diesem Abend auf seiner fränkischen „Literatur-Platte“ servieren würde.
Natürlich ist sein Theaterstück „Schweig Bub“, das bereits mehrfach in andere Dialekte übertragen worden ist, sein wohl bekanntestes Werk. Es gelingt es ihm aber auch an diesem Abend durch kurze, knappe Texte und Gedichte – oft nur Dreizeiler - zu überzeugen. Die kleinen, unscheinbaren Momente - so aus seiner Kindheit in Forth - sind es, die er in einfacher, doch treffender Sprache am überzeugendsten vorträgt. Es sind oft nur kleine Beobachtungen, die er in anschaulicher Sprache nachvollzieht, hinterfragt und die Zuhörer zum Schmunzeln bringt. „Genau so ist es“, stupst Jemand seinen Nachbarn an.
In seiner schriftstellerischen Laufbahn hat Kusz bereits eine Vielzahl von Gedichtsammlungen veröffentlicht und daraus liest er - durch humorige Anmerkungen unterbrochen - den begeisterten Zuhörern eine Vielzahl von kleinen Texten vor. Manche im Auditorium brauchen mitunter etwas Übersetzungshilfe durch Jemanden, der des Fränkischen mächtig ist. Doch versteht man zumeist auch so, was Fitzgerald Kusz zum Ausdruck bringen will, wenn man nur in sein verschmitzt lächelndes Gesicht blickt.
Ein überzeugender Abend und eine wertvolle Erinnerung.
Am Mittwoch, den 13. Mai 2015 ist der „Männertreff“ der ev. luth. Kirchengemeinde Eschenau im Rahmen einer Sonderveranstaltung nach Bad Neustadt an der Saale gefahren.
In Ostheim (ca. 15 km nordwestlich von Bad Neustadt) besichtigte die Gruppe von 50 Personen zuerst die Produktion der BIONADE, einer Limonade die ausschließlich aus biologischen Lebensmittelt „gebraut“ wird, ähnlich wie Bier. Alles, was dazu verwendet wird ist absolut BIO und stammt von zertifizierten Biobauern aus der Region.
Der zweite Teil des Besuches war eine Stadtführung durch Bad Neustadt und abschließend ein Besuch des Dekans, unseres ehemaligen Pfarrers Dr. Matthias Büttner, im Kirchecafé der Kirchengemeinde.
„Besuch im Seniorenzentrum“
Am Mittwoch, dem 8. April machten wir uns abends auf die „Reise“ nach Forth, in unseren Nachbarort, um das Seniorenzentrum Martha-Maria zu besuchen und zu besichtigen.
Herr Kalbskopf, der Leiter dieser neuen Wohn-, Betreuungs- und Pflegeeinrichtung hatte uns in sein neues Haus eingeladen. Zusammen mit unseren Ehefrauen, Freunden und Bekannten waren wir eine stattliche Truppe, so viele, dass der Chef die Führung durch das Haus auf zwei Gruppen verteilen musste.
Wir wurden ausführlich über die Aufnahme betreuungs- und pflegebedürftiger Senioren und Seniorinnen in ein Seniorenzentrum informiert, auch über die finanzielle Seite der „Geschichte“ und über Möglichkeiten der Unterstützung z.B. durch das Sozialamt.
Herr Kalbskopf ließ es sich nicht nehmen, uns mit einem Imbiss zu bewirten. Wir bedankten uns musikalisch mit einem kleinen Konzert am Flügel des „Eckenberg-Cafes“ im Erdgeschoss des Hauses, dargebracht durch Richard Schaff.
Wir erfuhren, dass es für das Seniorenzentrum noch Aufnahmekapazitäten gibt. Wir, die Teilnehmer an diesem Informationsabend, wollten nicht gleich dableiben, können dieses neue Seniorenzentrum Martha-Maria aber unbedingt empfehlen.
Männerglaube – Glauben Männer anders?
Ein sicher ernsteres aber auch zugleich spannendes Thema beschäftigte uns am Abend des 11. März bei unserem monatlichen treffen in unserer Pfarrscheune.
Roland Oelschlegel (Prädikant in unserer Kirchengemeinde Eschenau) hatte sich an ein Thema herangewagt, mit dem er sich schon seit einiger Zeit beschäftigt hatte. Es ging um die Frage, ob Männer im Allgemeinen oder auch im Besonderen Möglichkeiten haben und Wege finden, zu einem lebendigen (christlichen) Glauben zu gelangen. Der Einstieg zu diesem Thema überraschte etwas, denn der Referent berichtete zunächst einmal über ein Glaubens- und Vertrauensproblem, das speziell Frauen in Amerika bei ihren ersten Erfahrungen der neu erfundenen vollautomatischen Waschmaschine hatten. Die ersten Geräte hatten noch kein Bullauge. Die Frauen konnten nicht sehen, was da in dieser neuen Maschine passierte – und so konnten sie es auch nicht glauben, dass die Wäsche wirklich sauber gewaschen wurde. Der Verkauf war ein Flop! Erst die nächste Modellgeneration, die mit Bullaugen versehen worden war, fand reißenden Absatz.
Männer, so kann man verallgemeinernd feststellen, glauben auch das leichter, was sie mit eigenen Augen sehen können. So erinnerten wir uns z.B auch an die neutestamentliche Auferstehungsgeschichte vom „ungläubigen Thomas“. Auch wir Männer verfolgen gerne den Hauptwaschgang im Bullauge der Waschmaschine, so wie damals dieser Thomas, der erst die Wundmale Jesu an dessen Händen und Füßen inspizieren muss, um an die Auferstehung glauben zu können.
Wie Männer durch Standhaftigkeit, Ausdauer, Zuverlässigkeit und Orientierung an einem Lebensziel auch zu einem tragfähigen Glauben finden können, erfuhren wir am Beispiel der Lebensgeschichte des französischen Schäfers Elzeard Bouffier, der in einer kargen, verkarsteten Gegend der Provence durch Beharrlichkeit und Beständigkeit weite Landesteile wieder aufforsten konnte.
An Hand der Lebensschicksale anderer, vielleicht noch bedeutenderer Männer erfuhren wir, dass ihr Weg zum Glauben ein ganz Besonderer, manchmal sogar ein Abenteuer war, weniger das Reden und Diskutieren, als vielmehr eine echte Herausforderung oder eine klare Vision.
Der Hobbit sagt im Film „Der Herr der Ringe“ einmal: „Männer wollen wissen, dass ihr Leben und Handeln nicht bedeutungslos und belanglos sind, sondern Teil eines größeren Ganzen.“ An diesem Punkt kann „Männerglaube“ anfangen.
Sonder-Veranstaltung am 11. Februar 2015
Rainer Kutscha zeigte eine Bilderschau über "Indien, wie ich es erlebt habe"
2013 war Rainer Kutscha zusammen mit seiner Frau Brigitte unterwegs in Indien, um Land und Leute kennen zu lernen und die Familie seines Schwiegersohns zu besuchen. Er kam mit einer Vielzahl von Reiseeindrücken und Bildern wieder nach Hause.
Bei einer Bilderpräsentation berichtete Rainer K. am 11. Februar 2015 in unserer Pfarrscheune vor einem sehr zahleichen Publikum über beeindruckende persönliche Erfahrungen von dieser Reise. Sie führte durch mehrere Landesteile, Provinzen und Städte Indiens, die hier nicht alle genannt werden können.
Touristisch am häufigsten besucht sind wohl der Landesteil Rajastan, Neu Delhi und Agra und das weltberühmte Taj Machal. Schließlich führte die Reise über Jaipur und Mumbai auch in den Süden Indiens in den Bundesstaat Kerala. Bisher wohl sehr unbekannte Bilder brachte uns Rainer von den Backwaters, einem riesigen Deltagebiet mit.
Für den Betrachter faszinierend, strahlte uns von einer großen Leinwand aus durch optisch und technisch hervorragend gemachte Aufnahmen das warme und unwahrscheinlich helle Licht Indiens entgegen.
Rainer: „Es war uns wichtig, zu erleben, dass Indien entgegen anderslautender Vorurteile kein Land voller Schmutz und Armut ist. Alle Menschen begegneten uns sehr entgegenkommend, hilfsbereit und ohne Vorurteile. Junge Menschen, gleich welcher Herkunft, haben den Wusch nach Bildung und bereits Schulanfänger sind sehr wissbegierig und lerneifrig.
Alle Menschen, die wir trafen, begegneten uns offen und freundlich und strahlten eine innere Zufriedenheit aus.“
Alles in allem: eine äußerst interessante und sehr gelungene „Sonderveranstaltung“ des Männertreffs.
Veranstaltung am Mittwoch, den 14. Januar 2015
„Personen, die die kirchliche Geschichte im 20. Jahrhundert geprägt haben“.
Frau Pfarrerin Birgit Winkler hat Dorothee Sölle ausgewählt,eine deutsche evangelische „feministische Theologin und Pazifistin“, die mit Ihren revolutionären Gedanken sehr umstritten war und auch uns durchaus noch provozieren kann und soll.
Dorothee Sölle (1981)
Dorothee Steffensky-Sölle (* 30. September 1929 in Köln; † 27. April 2003 in Göppingen; geb. Nipperdey) war eine deutsche evangelische feministische Theologin und Pazifistin. Eine Anerkennung im Universitätsbetrieb blieb ihr weitgehend versagt. Als theologische Schriftstellerin und Rednerin war sie weltweit bekannt und umstritten.
Sölle gehörte zu den profiliertesten Vertretern eines „anderen Protestantismus“. Sie übte Kritik an der Allmachtsvorstellung Gottes und versuchte in ihren Schriften alltägliche Lebenserfahrungen, insbesondere des Leidens, der Armut, Benachteiligung und Unterdrückung mit theologischen Inhalten zu verknüpfen. Politisch war sie in der Friedens-, Frauen- und Ökologiebewegung engagiert.
Biografischer und theologischer Werdegang
Dorothee Sölle studierte ab 1949 Theologie, Philosophie und Literaturwissenschaft an der Universität zu Köln, der Albert-Ludwig-Universität Freiburg und der Georg-August-Universität Göttingen. 1954 machte sie ihr Staatsexamen und promovierte mit der
Dissertation Untersuchungen zur Struktur der Nachtwachen von Bonaventura zum Dr. phil. Im Jahre 1971 wurde sie mit dem Thema
Realisation, Studien zum Verhältnis von Theologie und Dichtung an der Philosophischen Fakultät der Universität Köln habilitiert. In
Deutschland blieb ihr jedoch ein Lehrstuhl verwehrt. Erst 1994 erhielt sie eine Ehrenprofessur an der Universität Hamburg.
Union Theological Seminar New York.
Zunächst arbeitete sie 1954–1960 als Lehrerin im höheren Schuldienst in Köln. Seit 1960 war sie auch als Schriftstellerin und freie Mitarbeiterin beim Rundfunk. In den Jahren 1962–1964 war sie wissenschaftliche Assistentin am Philosophischen Institut der TH Aachen und 1964–1967 als Studienrätin im Hochschuldienst am Germanistischen Institut der Universität Köln beschäftigt. Nach der Habilitation 1971 arbeitete sie in Köln als Privatdozentin für Neuere deutsche Literaturgeschichte. Von 1975 bis 1987 lehrte sie auf einer Professur für systematische Theologie am Union Theological Seminary in New York. Zu einer wichtigen Lebenserfahrung wurde ihr im November 1972 eine Reise nach Nordvietnam. 1984 besuchte sie auf Einladung der Sandinistischen Bewegung Nicaragua und beobachtete mit einer amerikanischen Friedensgruppe „Witness for Peace“ den Verlauf der Wahlen.
Antoniterkirche in Köln
Sölle wirkte in der Friedensbewegung und in zahlreichen kirchlichen linken und ökumenischen Organisationen mit. Sie war Mitbegründerin des so genannten Politischen Nachtgebets von 1968 bis 1972 in der Antoniterkirche in Köln. 1968 wurde sie eine der Gründerinnen der Kölner Journalistenschule. Wegen Sitzblockaden vor dem NATO-Mittelstreckenraketendepot auf der Mutlanger Heide oder dem Giftgasdepot in Fischbach wurde sie wegen „versuchter Nötigung“ verurteilt. Diese Urteile wurden zum Teil später höchstrichterlich aufgehoben. Ihre für die Landeskirchen provokante Theologie und ihr engagiertes Eintreten für soziale Gerechtigkeit sorgten auch in nichtkirchlichen Kreisen oft für Kontroversen. Ein halbes Jahr vor ihrem Tod, am 26. Oktober 2002, hielt sie die Rede zur Friedensdemonstration in Hamburg.
Sölle starb im Alter von 73 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts, den sie in der Evangelischen Akademie Bad Boll erlitten hatte.
Familie
Sölle war in erster Ehe mit dem Maler und Kunsterzieher Dietrich Sölle verheiratet und hatte aus dieser geschiedenen Ehe drei Kinder, Martin (* 1956), Michaela (* 1957) und Caroline (* 1961). 1969 heiratete sie in zweiter Ehe den ehemaligen Benediktinermönch Fulbert Steffensky, der später in Hamburg Professor für Religionspädagogik war. Aus dieser Ehe stammte die Tochter Mirjam (* 1970). Sölle lebte zuletzt in Hamburg. Ihr Bruder war der Historiker Thomas Nipperdey, ihr Vater war der Arbeitsrechtler und erste Präsident des Bundesarbeitsgerichts Hans Carl Nipperdey.
Werk
Sölle veröffentlichte ca. 30 Bücher und Gedichtbände über religiöse und politische Themen. Ihr poetisches Werk ist zwischen 1969 und 2000 in sieben Ausgaben erschienen. Vor allem ihre Erinnerungen Gegenwind aus dem Jahre 1995 und ihre als Hauptwerk eingestufte Schrift Mystik und Widerstand: du stilles Geschrei aus dem Jahre 1997 fanden große Beachtung. 1982 erhielt sie für ihre Gedichte den Droste-Preis der Stadt Meersburg.
Lehre
Ihr Glaube war nach eigenen Aussagen „geprägt von dem Bewusstsein […], nach Auschwitz zu leben“. In einem Vortrag vor dem Ökumenischen Rat der Kirchen in Vancouver machte sie 1983 folgende Äußerung:
„Ich spreche zu Ihnen als eine Frau, die aus einem der reichsten Länder der Welt kommt; einem Land mit einer blutigen, nach Gas stinkenden Geschichte… Reich ist die Welt, in der ich lebe, vor allem an Tod und besseren Möglichkeiten zu töten.“
In ihr werde Kindern nichts als „Konsum-Sand“ geboten. In scharfem Kontrast bezeichnete sie westliche Länder als „verödete Zentren der Kultur“, die Dritte Welt als „ein Dauer-Auschwitz“.
Die Lehre von der Allmacht Gottes wurde so für sie zum Gegenstand kritischen Nachdenkens. Sie war der Meinung, dass Gottes Wirken in dieser Welt abhängig ist von unserem Handeln („Gott hat keine anderen Hände als unsere.“). Kern ihrer Gott-ist-tot-Theologie war der Abschied von einer „Papa-wird’s-schon-richten-Theologie“.Sölle vertrat eine politische Theologie, die sich durch eine radikale Diesseitigkeit und eine Entmythologisierung der Bibel auszeichnete. In ihrem Buch "Gegenwind" (erschienen 1995) schrieb sie:
„Theologisches Nachdenken ohne politische Konsequenzen kommt einer Heuchelei gleich. Jeder theologische Satz muss auch ein politischer sein.“
Weiterhin bestimmend war eine durch den Feminismus geprägte Mystik, die ohne die Vorstellung eines persönlichen Gottes auskam. Viele Ideen Sölles waren von der Befreiungstheologie Lateinamerikas geprägt sowie durch die Bücher Das Prinzip Hoffnung (1959) und Atheismus im Christentum (1968) des Philosophen Ernst Bloch.
Ihre Kernüberzeugungen brachte sie in ihrem Glaubensbekenntnis zum Ausdruck.
Kritische Würdigung
Bei der Trauerfeier in der Hamburger St. Katharinen-Kirche würdigte ihre Freundin, die Lübecker Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter, Dorothee Sölles „prophetische und poetische Stimme“. Die biblische Verheißung eines „neuen Himmels und einer neuen Erde“ sei eines ihrer Lebensthemen gewesen. Sie habe versucht, „eine neue Sprache für das Sprechen mit Gott zu finden und alte Gottesbilder – zum Beispiel das eines Herrschers – zu demontieren“. Dass sie an deutschen Universitäten nicht akzeptiert worden sei, bewertete
Wartenberg-Potter als „eine der bemerkenswertesten Torheiten der Kirchengeschichte der Nachkriegszeit“.
Die Hannoversche Bischöfin Margot Käßmann hob in einem Interview zum Tod Dorothee Sölles die Bedeutung ihrer Provokationen für die Entwicklung der evangelischen Kirche hervor. Ihre Rede vom Tod Gottes habe Menschen zum eigenständigen Nachdenken über Gott angeregt. Eine Berufung auf „das Richtige“ und Ausgewogenheit habe sie geärgert und „dazu gebracht, auch ziemlich steile Thesen beispielsweise zur Frage Arm und Reich, die dritte Welt und unsere reiche Kirche, anzubringen, die unbequem sind in einer Kirche, aber ich würde sagen, ihr gut tun.“ In ihrem großen theologischen Werk habe sie zentral zur Verbreitung feministischer Theologie
beigetragen und „die Mystik neu geöffnet für viele Protestanten“. Als „das Schönste, was bleibt“, hob Käßmann ihre Poesie hervor. Ihre liebevolle Seite sei in den Auseinandersetzungen viel zu wenig wahrgenommen worden.
2011 vergab das ökumenische Netzwerk „Initiative Kirche von unten“ erstmals den „Dorothee Sölle-Preis für aufrechten Gang“, der künftig alle drei Jahre verliehen werden soll. Erste Preisträgerin war die Flüchtlingsbeauftragte der Nordelbischen lutherischen Kirche Fanny Dethloff. 2013 wurde der Preis auf dem 34. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hamburg zum zweiten Mal vergeben. Ausgezeichnet wurde Jutta Lehnert, Pastoralreferentin im Bistum Trier, für ihr jugendpolitisches Engagement und ihren Einsatz gegen sexualisierte Gewalt in der Kirche.
Nach ihr ist das Dorothee-Sölle-Haus in Hamburg benannt, das die kirchlichen Dienste und Werke beherbergt, u.a. auch die Nordelbische Kirchenbibliothek.
Auszeichnungen
1974 Theodor-Heuss-Medaille
1982 Droste-Preis der Stadt Meersburg für Lyrik mit Maria Menz
1996 Salzburger Landespreis für Zukunftsforschung
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